Stella, unsere Assistenzärztin, war immer etwas verpeilt. Sie kam zu spät zur Arbeit, sie vergaß, dass sie zu Weiterbildungen bei der LZKH angemeldet war und sie war bei der Behandlung nicht immer ganz bei der Sache.

Wie auch an diesem Montag Morgen.

Herr M. saß mit Schmerzen seit 7:55 Uhr im Wartezimmer. Das ganze Wochenende hatte er nur mit Schmerzmitteln ausgehalten. Das Röntgenbild zeigte eine ausgewachsene Sekundärkaries unter der Krone an 26. Stella beschloss also, die Krone abzunehmen um die Karies zu entfernen. Sie legte die Anästhesie. Anschließend fing sie an, die Krone aufzuschleifen und abzuhebeln, ich assitierte ihr.
Danach griff sie die Krone mit der Pinzette. Ich saugte zwischendurch immer wieder ab.

Plötzlich passierte ES. In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so erschreckt. Die Krone fiel direkt in den Rachen des Patienten und war weg. Sie war weg! Verschluckt! Herr M. hatte scheinbar aus Reflex geschluckt.

Ich versuchte noch etwas mit meinem Sauger  auszurichten aber ohne Erfolg. Stella riss ihre großen Reh-Augen auf und starrte mich panisch an. Im Nachhinein lachen wir darüber aber in dieser Situation hätten wir beiden am liebsten für 4 Wochen unsere Koffer gepackt. Wir fuhren den Stuhl hoch. Stella klärte Herrn M. mit zittriger Stimme über sein "Frühstück" auf, der das ganze zum Glück recht entspannt auffasste.

Da Stella etwas neben sich stand, übernahm ich das weitere Gespräch. In der Berufsschule hatte ich gehört, dass man in diesem Fall niemals Abführmittel nehmen soll, sondern viel Brot zum "Polstern" und Trockenfrüchte essen soll.

Wir schickten unseren Patienten also direkt zum Einkaufen. Der Einkauf führte auch zum gewünschten Erfolg. Am nächsten Tag stand Herr M. freudestrahlend mit einer kleinen Tupperschüssel vor mir.