
Analyse des Marktes für Praxissoftware in Zahnarztpraxen in Deutschland: Marktanteile, Trends und Anwenderzufriedenheit
Executive Summary
Diese Zusammenfassung bietet einen prägnanten Überblick über den deutschen Markt für Zahnarztpraxissoftware. Sie beschreibt die aktuelle Marktlage, identifiziert dominante Softwareanbieter und deren Marktanteile, skizziert Wachstumsprognosen und fasst kritische Beobachtungen bezüglich Anwenderzufriedenheit und Marktherausforderungen zusammen.
Der deutsche Markt für Zahnarztpraxissoftware ist durch die starke Präsenz einiger etablierter Akteure gekennzeichnet. DS-WIN-PLUS von Dampsoft und Z1 von CompuGroup Medical dominieren gemeinsam einen erheblichen Teil des Marktes und halten über 55 % im Bereich der konservierend-chirurgischen Abrechnung. Im kieferorthopädischen Segment vereinen diese beiden Systeme zusammen mit ivoris von Computer konkret nahezu 60 % des Marktanteils.
Der breitere deutsche Dentalsoftwaremarkt steht vor einem substanziellen Wachstum und wird bis 2035 voraussichtlich ein Volumen von 420 Millionen US-Dollar erreichen. Ein bemerkenswerter Trend ist die rasche Zunahme cloudbasierter Lösungen, die als der am schnellsten wachsende Bereitstellungsmodus für Praxisverwaltungssysteme im Dentalbereich prognostiziert werden.
Trotz dieser Marktexpansion bleibt die Anwenderzufriedenheit mit den bestehenden PVS-Lösungen ein kritisches Anliegen. Eine signifikante Mehrheit der Praxen äußert Unzufriedenheit und eine Bereitschaft zum Wechsel, was primär auf Probleme im Zusammenhang mit schlechter Bedienbarkeit, unzureichendem Support und als zu hoch empfundenen Kosten im Verhältnis zur Leistung zurückzuführen ist.
1. Einleitung: Die Rolle der Praxissoftware in der modernen Zahnarztpraxis
Praxisverwaltungssysteme (PVS) bilden das zentrale Nervensystem einer Zahnarztpraxis. Sie verwalten alle wesentlichen Abläufe, von Patientendaten und Terminplanung über Behandlungsplanung und Abrechnung bis hin zu elektronischen Patientenakten. Ihre Bedeutung für die Optimierung administrativer Aufgaben, die Verbesserung der Patientenkommunikation und die Sicherstellung der Datenintegrität ist immens.
Die moderne Zahnarztpraxis durchläuft eine tiefgreifende digitale Transformation. Dies umfasst die zunehmende Verbreitung elektronischer Patientenakten (ePA), elektronischer Rezepte (eRezept) und anderer digitaler Anwendungen, die grundlegend auf robusten und vernetzten Softwarelösungen basieren. Die wachsende Nachfrage nach digitalen Werkzeugen, wie der Online-Terminbuchung und der digitalen Anamnese, die von 46,88 % der Ärzte als wichtig erachtet werden, unterstreicht diese Entwicklung.
Gesetzliche und regulatorische Vorgaben, wie die verpflichtende Einführung der Telematikinfrastruktur (TI) in Deutschland, beeinflussen die Entwicklung und Akzeptanz von PVS maßgeblich. Diese Anforderungen erzwingen spezifische Softwaremodule und Zertifizierungen, darunter das Knr12-Modul, das KCH-Abrechnungsmodul und weitere. Solche Vorgaben haben die Hersteller dazu gezwungen, ihre Systeme kontinuierlich zu aktualisieren. Dies führt zu einer Marktbereinigung, da einige Anbieter den gestiegenen Anforderungen nicht gerecht werden konnten.
Der Druck durch regulatorische Anforderungen wirkt als signifikanter Marktfilter, der weniger anpassungsfähige oder unterfinanzierte Anbieter ausscheidet. Dies gewährleistet ein Mindestmaß an Konformität, Sicherheit und Interoperabilität im gesamten digitalen Gesundheitssystem. Allerdings stellt dies auch erhebliche Eintrittsbarrieren für neue, agile Akteure dar und belastet bestehende Anbieter stark, was potenziell Innovationen kleinerer Unternehmen, die mit den Zertifizierungs- und kontinuierlichen Aktualisierungsanforderungen zu kämpfen haben, hemmen kann. Die Tatsache, dass fünf Produkte aufgrund dieser Anforderungen eingestellt werden mussten, verdeutlicht die hohen Einsätze und stärkt die Marktposition derjenigen, die robust genug sind, sich anzupassen.
2. Marktanteile und führende Anbieter von Zahnarztsoftware in Deutschland
Dieser Abschnitt präsentiert die zentralen quantitativen Daten zu den Marktanteilen und identifiziert die dominierenden Akteure auf dem deutschen Markt für Zahnarztpraxissoftware. Zudem werden die Methodologien und Einschränkungen der verfügbaren Daten erörtert.
2.1 Datenbasis und Methodik der Marktanteilsermittlung
Die spezifischsten Marktanteilsdaten für Zahnarztpraxissoftware in Deutschland stammen primär aus den elektronischen Abrechnungsdaten, die jährlich von der KZBV (Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung) veröffentlicht werden. Diese Daten spiegeln die tatsächliche Nutzung der Softwaresysteme für die offizielle Abrechnung mit den Krankenkassen wider. Es ist wichtig zu beachten, dass die detailliertesten und spezifischsten Marktanteilsprozentsätze, die in den vorliegenden Informationen verfügbar sind, den Stand aus dem Geschäftsbericht 2019/2020 der KZBV widerspiegeln. Auch wenn einige Artikel, die diese Daten zitieren, aktueller sind, bleiben die zugrunde liegenden Marktanteilszahlen aus dem Jahr 2019/2020.
Die KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung), welche Daten von den KVs sammelt, weist explizit darauf hin, dass ihre veröffentlichten Statistiken "kein genaues Abbild des tatsächlichen Marktes wiedergeben können", da sie auf übermittelten "Prüfnummern" mit KV-Abrechnungen basieren. Versuche, spezifische detaillierte Grafiken für KCH-/KFO-Prozentsätze aller Systeme direkt von der KZBV über die angegebenen URLs zu finden, waren erfolglos, was darauf hindeutet, dass hochgranulare, öffentliche Marktanteilsdaten für alle einzelnen Systeme möglicherweise nicht ohne Weiteres verfügbar sind oder nicht in den vorliegenden Ausschnitten enthalten sind.
Diese anhaltende Abhängigkeit von älteren Daten, gepaart mit Vorbehalten bezüglich der Datengenauigkeit und Herausforderungen beim Datenzugang, deutet auf einen Markt hin, in dem präzise, Echtzeit-Wettbewerbsinformationen aus öffentlichen Quellen schwer zu beschaffen sind. Diese "Informationsintransparenz" könnte etablierten Marktführern zugutekommen, indem sie das wahre Ausmaß von Marktverschiebungen oder das Aufkommen neuer Wettbewerber verschleiert. Es bedeutet auch, dass die Marktdynamik möglicherweise fluider ist, als die öffentlich verfügbaren, etwas veralteten Daten vermuten lassen. Das Fehlen granularer, aktueller Daten erschwert die strategische Planung für neue Marktteilnehmer oder kleinere Akteure und könnte somit den Status quo verstärken.
Andere Umfragen, wie die von coliquio oder Medizinio, identifizieren zwar "meistgenutzte" oder "Top 10" Systeme basierend auf Benutzereingaben oder allgemeinen Ärztebefragungen. Diese bieten qualitative Einblicke in Popularität und Anwenderstimmung, stellen jedoch keine direkten Marktanteilsprozentsätze speziell für Zahnarztpraxen dar.
2.2 Marktführer in der konservierend-chirurgischen Abrechnung
Im entscheidenden Bereich der konservierend-chirurgischen Abrechnung (KCH-Abrechnung) nehmen zwei Anbieter eine führende Position ein und teilen sich mehr als 55 % des Marktanteils.
Diese dominierenden Systeme sind:
- DS-WIN-PLUS von Dampsoft
- Z1 von CompuGroup Medical
Diese starke Marktdominanz deutet darauf hin, dass diese beiden Lösungen die am weitesten verbreiteten und bewährten Systeme für allgemeine zahnärztliche Verfahren und die damit verbundenen Abrechnungsprozesse in Deutschland sind. Ihre umfangreiche Nutzerbasis lässt auf ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und Funktionalität für den Standardpraxisbetrieb schließen.
Tabelle 1: Marktanteile führender PVS in der konservierend-chirurgischen Abrechnung (Stand 2019/2020)
2.3 Marktführer im Fachbereich Kieferorthopädie
Im spezialisierten Fachbereich der Kieferorthopädie (KFO) dominieren drei Systeme einen erheblichen Anteil und vereinen zusammen fast 60 % des Marktanteils.
Diese führenden Systeme sind:
- ivoris von Computer konkret
- DS-WIN-PLUS von Dampsoft
- Z1 von CompuGroup Medical
Diese Systeme zeichnen sich durch spezialisierte Funktionen aus, die auf die einzigartigen Anforderungen kieferorthopädischer Praxen zugeschnitten sind. Dies umfasst spezifische Funktionen für die Behandlungsplanung, Fortschrittsverfolgung und Abrechnung in dieser Nische.
Tabelle 2: Marktanteile führender PVS im Fachbereich Kieferorthopädie (Stand 2019/2020)
2.4 Weitere relevante Praxisverwaltungssysteme im Überblick
Obwohl für viele Systeme keine spezifischen Marktanteilsprozentsätze verfügbar sind, deutet die häufige Erwähnung anderer PVS in verschiedenen Quellen auf deren signifikante Präsenz und Relevanz auf dem deutschen Dentalmarkt hin.
Zu den prominenten etablierten Systemen zählen:
- CHARLY (solutio GmbH & Co. KG)
- EVIDENT (EVIDENT GmbH)
- DENSoffice (DENS GmbH)
- LinuDent (Pharmatechnik GmbH & Co. KG)
- D1 / denis (DATAMED COMPUTERSERVICE LTD.)
- ChreMaSoft (CompuGroup Medical Dentalsysteme GmbH), das vollständig in CGM Z1.PRO integriert wurde
- DIOS ZX (Spitta GmbH)
Der Markt umfasst zudem eine Reihe weiterer Lösungen, von denen einige neuer sind oder den Schwerpunkt auf cloud-/webbasierte Bereitstellung und mobile Zugänglichkeit legen:
- teemer (ARZ.dent GmbH)
- apollonia / iDent (Procedia GmbH)
- VISIdent (BDV GmbH)
- VISInext (BDV GmbH), das auch mobil einsetzbar ist
- CAPAZ (CAPAZ GmbH)
- dentport (Dentport GmbH)
- Dentrechner (Dentrechner GbR)
- claire (Zahnmedizinischer Rechner / Patient 21 SE)
- tomedo DENTAL (zollsoft GmbH), das für nahezu jeden Fachbereich der Humanmedizin, einschließlich Zahnmedizin, verfügbar ist, aber nur auf Apple Hardware genutzt werden kann
- iKlyk, PlanMaster3D, Planmeca Romexis, tab32 – Diese scheinen eher spezialisierte Dentalsoftware (z.B. Bildgebung, Planung) oder weniger verbreitete PVS zu sein, da sie nicht in den von der KZBV abgeleiteten Marktanteilslisten aufgeführt werden.
- Eterno Cloud – Eine cloudbasierte Lösung, die digitale Funktionen hervorhebt.
Neben den kommerziellen Softwarelösungen nutzen einige Zahnarztpraxen auch "individuelle Systeme", die exklusiv für ihre spezifischen Bedürfnisse entwickelt wurden. Dies deutet auf ein Marktsegment hin, in dem Standardlösungen möglicherweise nicht alle hochspezialisierten oder einzigartigen Arbeitsabläufe vollständig abdecken können.
Die KZBV-Daten zeigen zwar eine erhebliche Marktkonzentration in bestimmten Abrechnungsbereichen, doch die umfangreichen Listen anderer Softwareanbieter und die explizite Erwähnung "individueller Systeme" deuten auf einen breiteren, fragmentierteren Markt jenseits der Top-Anbieter hin. Dies weist auf einen substanziellen "Long Tail" im deutschen Dentalsoftwaremarkt hin. Dieser "Long Tail" bedient vielfältige Bedürfnisse, darunter kleinere Praxen, solche mit hochspezialisierten Arbeitsabläufen (z.B. spezifische kieferorthopädische Funktionen über die allgemeine KFO hinaus, wie bei Ortho Express), oder Praxen, die maßgeschneiderte Lösungen aufgrund unerfüllter Bedürfnisse durch kommerzielle Angebote bevorzugen. Die fortgesetzte Existenz und Erwähnung dieser zahlreichen Alternativen, selbst ohne explizite Marktanteilsprozentsätze, signalisiert, dass ein signifikanter Teil des Marktes spezifische Funktionalitäten, Nischensupport oder maßgeschneiderte Lösungen gegenüber einer breiten Marktakzeptanz schätzt. Dies stellt die Annahme eines rein konsolidierten Marktes in Frage.
3. Marktentwicklung und Zukunftsperspektiven
Dieser Abschnitt verlagert den Fokus von den aktuellen Marktanteilen auf zukünftige Trends und Wachstumsprognosen für Dentalsoftware in Deutschland. Er identifiziert die wichtigsten Treiber der Marktexpansion und bedeutende technologische Veränderungen.
3.1 Gesamtmarktgröße und Wachstumsprognosen für Dentalsoftware in Deutschland
Der gesamte deutsche Dentalsoftwaremarkt wurde 2023 auf 216 Millionen US-Dollar geschätzt. Es wird prognostiziert, dass er bis 2035 auf 420 Millionen US-Dollar wachsen wird, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 5,425 % von 2025 bis 2035 entspricht. Spezieller für den Bereich der Praxismanagement-Software (DPM) wird erwartet, dass der Markt in Deutschland bis 2030 einen prognostizierten Umsatz von 166,4 Millionen US-Dollar erreichen wird, mit einer robusten CAGR von 10,4 % von 2024 bis 2030. Dies deutet darauf hin, dass DPM ein signifikanter und schnell wachsender Bestandteil des breiteren Dentalsoftware-Ökosystems ist.
Mehrere Faktoren treiben diese Marktexpansion an:
- Zunehmende Akzeptanz digitaler Zahnmedizin: Etwa 74 % der Zahnmediziner in Deutschland geben an, digitale Werkzeuge in ihrer Praxis zu nutzen, was auf ein hohes Maß an Akzeptanz und Nachfrage nach fortschrittlichen Softwarefunktionen hindeutet.
- Alternde Bevölkerung: Deutschland hat eine der ältesten Bevölkerungen Europas, wobei 21 % der Bevölkerung 65 Jahre und älter sind. Dieser demografische Wandel führt zu einem höheren Bedarf an zahnärztlichen Behandlungen und treibt folglich den Bedarf an effizienter Praxismanagement-Software voran.
- Steigende Zahnarztbesuche: Die Zahnarztbesuche in Deutschland sind in den letzten fünf Jahren um etwa 15 % gestiegen, was ein wachsendes Verbraucherbewusstsein für die Mundgesundheit widerspiegelt und somit einen größeren Bedarf an optimierten Praxisabläufen erzeugt.
- Wachsende Anzahl von Zahnarztpraxen/Zahnärzten: Um der steigenden Nachfrage nach zahnärztlicher Versorgung gerecht zu werden, wächst die Anzahl der Zahnarztpraxen und Zahnärzte, was erhebliche Chancen für DPM-Softwareanbieter schafft.
Tabelle 3: Prognostizierte Marktentwicklung für Dental Practice Management Software in Deutschland (2023-2030)
3.2 Treiber der Digitalisierung und Technologietrends
Der Wandel hin zu cloudbasierten Lösungen ist als der lukrativste und am schnellsten wachsende Bereitstellungsmodus für Praxismanagement-Software in Deutschland identifiziert worden. Der Markt für cloudbasierte DPM wird voraussichtlich bis 2030 ein Volumen von 108,3 Millionen US-Dollar erreichen, mit einer beeindruckenden CAGR von 10,8 % von 2023 bis 2030. Obwohl "webbasiert" im Jahr 2023 der größte umsatzgenerierende Bereitstellungsmodus war, deutet das beschleunigte Wachstum cloudbasierter Lösungen auf eine klare zukünftige Richtung hin.
Cloud-Lösungen bieten Vorteile wie mobile Zugänglichkeit (z.B. VISInext), Fernzugriff (ein von 51,56 % der Nutzer gewünschtes Merkmal), Skalierbarkeit und potenziell reduzierte Anforderungen an die IT-Infrastruktur vor Ort in den Praxen.
Die obligatorische Integration der Telematikinfrastruktur (TI) bleibt ein signifikanter Treiber, der PVS-Hersteller dazu zwingt, ihre Systeme mit TI-Komponenten wie Konnektoren und eHBA (elektronische Heilberufsausweise) kompatibel zu halten. Diese fortlaufende Anforderung gewährleistet eine grundlegende digitale Bereitschaft und Interoperabilität im gesamten Gesundheitssystem.
Es besteht eine wachsende Nachfrage nach umfassenden Softwarelösungen, die verschiedene Funktionen über das grundlegende Praxismanagement hinaus integrieren. Dazu gehören Patientenkommunikation, Abrechnungs- und Versicherungsmanagement, fortgeschrittene Analysen, detaillierte Behandlungsplanung und eine nahtlose Integration mit digitalen Bildgebungs- und Röntgensystemen. Diese Integration optimiert Arbeitsabläufe und verbessert die Gesamteffizienz der Praxis.
Anwendungen wie Patientenkommunikationssoftware (der größte umsatzgenerierende Anwendungsbereich bei cloudbasierter DPM im Jahr 2022) und Funktionen wie Online-Terminbuchung und digitale Anamnese unterstreichen einen Trend zur Verbesserung der Patientenbindung und des Komforts durch Technologie.
Der rasche Aufstieg cloudbasierter Lösungen stellt nicht nur einen statistischen Wachstumstrend dar; er repräsentiert einen fundamentalen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie Zahnarztpraxen operieren und ihre IT-Infrastruktur verwalten. Dieser Übergang wird durch die greifbaren Vorteile des Cloud Computing vorangetrieben, wie verbesserte Zugänglichkeit (z.B. hochgewünschte Remote-Arbeitsmöglichkeiten), Skalierbarkeit (Anpassung an das Praxiswachstum), reduzierte lokale IT-Belastung (Wartung, Backups) und verbesserte Datensicherheit (oft von Cloud-Anbietern verwaltet). Dieser Wandel wird wahrscheinlich auch durch die zunehmende Komplexität der regulatorischen Compliance (wie die TI) beschleunigt, die in einer zentralisierten Cloud-Umgebung einfacher verwaltet und aktualisiert werden kann. Der Übergang von "webbasiert" (was den Browserzugriff auf einen lokalen Server impliziert) zu "cloudbasiert" (was eine vollständig verwaltete, ausgelagerte Infrastruktur impliziert) signalisiert einen reifenden Markt, der echte SaaS-Modelle annimmt.
4. Kostenstrukturen und Investitionsüberlegungen
Dieser Abschnitt beleuchtet die finanziellen Aspekte, die mit dem Erwerb und der Wartung von Zahnarztpraxissoftware verbunden sind, und liefert durchschnittliche Kosten sowie spezifische Beispiele.
4.1 Durchschnittliche Anschaffungs- und laufende Kosten
Die durchschnittlichen einmaligen Anschaffungskosten für Zahnarztpraxissoftware in Deutschland liegen typischerweise zwischen 3.000 € und 5.500 € netto. Es ist wichtig zu beachten, dass Einzelplatzlizenzen im Allgemeinen günstiger sind als Mehrplatzlizenzen, was die Skalierbarkeit der Software widerspiegelt. Über die anfängliche Investition hinaus sollten Praxen laufende Ausgaben einplanen. Die monatlichen Kosten für Wartung und Support belaufen sich im Durchschnitt auf etwa 100 €.
Zusätzliche Kosten können durch notwendige Elemente entstehen, wie:
- Schulungen: Diese sind für die Kompetenz des Personals unerlässlich und verursachen oft zusätzliche Gebühren und potenzielle Reisekosten für Trainer.
- Programmerweiterungen: Module oder Upgrades, die neue Funktionalitäten hinzufügen oder sich an sich entwickelnde Anforderungen anpassen.
4.2 Beispiele für Preismodelle und Zusatzkosten
Verschiedene Anbieter bieten unterschiedliche Preismodelle und Lizenzstrukturen an:
- dios ZX: Diese Software bietet gestaffelte Preise basierend auf dem Funktionsumfang:
- dios zx Basic: 3.255 € (einmalig) + 83 €/Monat (Wartung)
- dios ZX Classic: 3.990 € (einmalig) + 103 €/Monat (Wartung)
- dios ZX Premium: 5.145 € (einmalig) + 131 €/Monat (Wartung)
- dios ZX KFO: 3.255 € (einmalig) + 83 €/Monat (Wartung)
- Dentrechner: Die Preise variieren je nach Lizenztyp:
- Einplatzlizenz: 3.500 € (einmalig)
- Mehrplatzlizenz < 5 Plätze: 3.850 € (einmalig)
- Mehrplatzliz > 5 Plätze: 4.200 € (einmalig)
- Jährliches Update + Wartung: 925 €/Jahr (Einzelplatz), 975 €/Jahr (Mehrplatz), je nach gewähltem Paket.
- Dentport: Dieses System weist einen höheren einmaligen Anschaffungspreis von 7.500 € auf.
- Praxident A4: Hat einen einmaligen Kostenpunkt von 2.900 €, mit monatlicher Programmwartung inklusive Support von 117,56 €.
Variationen bei Lizenzmodellen: Einige Anbieter, wie DENSoffice, bieten Lizenzen basierend auf einer "Praxisstempelnummer/KZV-Nummer" an. Dieses Modell kann besonders vorteilhaft für größere Praxisformen, wie Gemeinschaftspraxen, sein, da der Preis auch bei Hinzukommen neuer Zahnärzte/Anwender gleich bleibt. Dies steht im Gegensatz zu Lizenzmodellen pro Benutzer oder pro Arbeitsplatz.
Telematikinfrastruktur (TI) Spezifische Kosten: Die Integration in die TI verursacht zusätzliche, oft wiederkehrende Kosten:
- TI-Anwendungen: 50 €/Monat
- gSMC-KT (Konnektor-Kartenleser): 699 € (einmalig) + Versand
- KIMplus Adresse (sichere Kommunikationsadresse): 7 €/Monat oder 150 € (einmalig)
- gSMC-KT (für Lizenzverlängerung): 100 € (einmalig)
- Laufzeitverlängerung: 249 € (einmalig)
Die Umfrage identifiziert "Zu hohe Kosten" als einen signifikanten Störfaktor für 18,75 % der befragten Ärzte. Allerdings liefert derselbe Abschnitt einen entscheidenden Gegenpunkt: "Einen besseren Preis wünschen sich nur 9,86 % aller Teilnehmer. Die Ärzteschaft ist also bereit, für ein gutes PVS zu bezahlen, dafür erwarten die Kunden aber verständlicherweise eine bessere Leistung als heute." Dieser scheinbare Widerspruch offenbart, dass das Hauptproblem für Praxen nicht unbedingt die absoluten monetären Kosten der Software sind, sondern vielmehr das wahrgenommene Preis-Leistungs-Verhältnis. Praxen sind bereit, erhebliche Beträge zu investieren (wie die durchschnittlichen Anschaffungskosten von 3.000 € bis 5.500 € und die laufenden monatlichen Gebühren zeigen), wenn die Software greifbare Vorteile in Bezug auf Effizienz, Zuverlässigkeit und Funktionalität liefert. Die Beschwerde über "zu hohe Kosten" rührt wahrscheinlich daher, dass die Leistung, Bedienbarkeit oder der Support der aktuellen Software (die ebenfalls zu den größten Schmerzpunkten gehören) den Preis nicht rechtfertigen. Dies deutet auf eine Diskrepanz zwischen den Preisstrategien der Anbieter und den Erwartungen der Nutzer hinsichtlich des Return on Investment hin.
5. Anwenderzufriedenheit und Herausforderungen im Praxisalltag
Dieser Abschnitt befasst sich mit den qualitativen Aspekten der PVS-Nutzung und zieht Erkenntnisse aus Anwenderbefragungen heran, um zu verstehen, was Nutzer schätzen, welche Frustrationen sie erleben und welche Bereitschaft und Ängste sie bezüglich eines Softwarewechsels haben.
5.1 Wichtige Funktionen und Erwartungen der Anwender
Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2024 sind die wichtigsten Funktionen für Ärzte in Bezug auf Praxissoftware:
- Einfache Bedienung: An erster Stelle mit 86,72 %, was darauf hindeutet, dass intuitives Design und unkomplizierte Arbeitsabläufe von größter Bedeutung sind.
- Guter Support: Folgt dicht dahinter mit 75 %, was die Notwendigkeit einer zuverlässigen und reaktionsschnellen Unterstützung unterstreicht.
Weitere stark gewünschte Aspekte sind:
- Flexibles Arbeiten, bspw. durch Remote-Access: Von 51,56 % der Befragten geschätzt, was den wachsenden Bedarf an Zugänglichkeit außerhalb des traditionellen Büros hervorhebt.
- Digitale Tools wie Online-Terminbuchung und digitale Anamnese: Wichtig für 46,88 % der Nutzer, was den Trend zu verbesserter Patientenbindung und digitaler Effizienz widerspiegelt.
Praxen, die einen Softwarewechsel in Betracht ziehen, erhoffen sich primär:
- Bessere Digitalisierung: Eine allgemeine Verbesserung der digitalen Fähigkeiten durch einen neuen Anbieter.
- Bessere Wirtschaftlichkeit: Von 43,66 % der Praxen erwartet, was den Wunsch nach Software signalisiert, die positiv zur Rentabilität der Praxis beiträgt.
- Stabilere Performance: Von 38,03 % der Ärzte gewünscht, wobei explizit weniger Abstürze erwähnt werden, was darauf hindeutet, dass aktuelle Systeme oft unter Instabilität leiden.
5.2 Häufige Störfaktoren und Gründe für Unzufriedenheit
Es gibt eine signifikante Unzufriedenheit unter den Anwendern. Drei von vier Praxen in Deutschland würden ihre aktuelle Praxissoftware nicht weiterempfehlen. Der Gesamtzufriedenheitswert (Äquivalent zum Net Promoter Score) lag 2024 bei -27,4, obwohl dies eine leichte Verbesserung gegenüber -37,4 im Jahr 2023 darstellte, was immer noch eine zutiefst negative Stimmung anzeigt.
Die größten Störfaktoren (Umfrage 2024) waren:
- Schlechte Bedienung (bzw. umständliche Handhabung): Dies erwies sich als größter Störfaktor für 26,56 % der Nutzer und stieg im Vergleich zum Vorjahr von Platz vier auf.
- Schlechter Support: Von 23,44 % genannt, was die Bedeutung eines reaktionsschnellen Kundendienstes unterstreicht.
- Zu hohe Kosten: Ein Anliegen für 18,75 % der Praxen.
- Häufige Störungen (Abstürze): Betrifft 17,19 % der Nutzer, was auf Zuverlässigkeitsprobleme hindeutet.
- Funktionalität der digitalen Tools: Ein Problem für 10,94 %, was darauf hindeutet, dass digitale Werkzeuge zwar vorhanden sind, ihre Implementierung oder Wirksamkeit jedoch mangelhaft ist.
- Zu häufige bzw. zu lange Updates: Ein geringfügiger, aber erwähnter Störfaktor für 5,47 %.
- Fehlende Schnittstellen: Ein Anliegen für 0,78 %, was auf einige Integrationsprobleme hindeutet.
Besorgniserregend ist, dass 13,28 % der Praxen angaben, mindestens eine Woche auf eine Lösung für ein Problem vom Software-Support warten zu müssen.
5.3 Wechselbereitschaft und damit verbundene Ängste
Trotz des erheblichen Aufwands äußern viele Praxen eine Bereitschaft, ihr PVS zu wechseln. Die Entscheidung für einen Wechsel wird jedoch oft durch erhebliche Ängste behindert:
- Unsicherheit, dass es besser wird: Die überwältigend größte Angst mit 78,87 %, was auf mangelndes Vertrauen in alternative Lösungen hindeutet.
- Angst vor Datenverlusten: Eine kritische Sorge für 56,34 % der Praxen, die die Bedeutung der Datenintegrität während der Migration unterstreicht.
- MFA blockieren den Wechsel: Widerstand des Personals ist für 50,70 % der Praxen ein erhebliches Hindernis, was die Notwendigkeit der Akzeptanz und Schulung der Nutzer betont.
- Verlust von individuellen Vorlagen: Eine praktische Sorge für 38,03 %.
- Fehlen von wichtigen Features: Befürchtet von 23,94 %.
- Zeitaufwand der Umstellung: Eine Sorge für 7,04 %.
- Kosten des Wechsels: Eine relativ geringe Sorge mit 4,23 %, was bestätigt, dass die Kosten bei der Betrachtung eines Wechsels weniger ein Hindernis darstellen als andere Faktoren.
Die Daten zeigen, dass drei von vier Praxen ihre aktuelle Software nicht empfehlen würden und viele zum Wechsel bereit wären. Dennoch zeigen die Marktanteile (Stand 2019/2020) eine konstante Dominanz von DS-WIN-PLUS und Z1. Die hohe Unzufriedenheit führt nicht zu schnellen Marktanteilsverschiebungen, weil die wahrgenommenen Risiken und Komplexitäten eines Wechsels – wie die Unsicherheit, ob es besser wird, die Angst vor Datenverlusten, der Widerstand des Personals und der Verlust individueller Vorlagen – die Motivation zur Veränderung überwiegen. Diese "Trägheitsfalle" führt dazu, dass Praxen an suboptimalen Lösungen festhalten, weil die wahrgenommenen Hürden des Wechsels zu hoch sind. Der hohe Anteil an MFAs, die einen Wechsel blockieren (50,70 %), ist dabei besonders aufschlussreich, da das Personal oft die Hauptlast beim Erlernen neuer Systeme und der Anpassung von Arbeitsabläufen trägt. Dies verdeutlicht, dass ein PVS nicht nur ein technisches Werkzeug ist, sondern tief in die menschlichen Prozesse einer Praxis eingebettet ist.
Zudem ist die "einfache Bedienung" die am meisten gewünschte Funktion (86,72 %), während "schlechte Bedienung" der größte Störfaktor ist (26,56 %). Gleichzeitig sind "guter Support" (75 % gewünscht) und "schlechter Support" (23,44 % Störfaktor) von entscheidender Bedeutung. "Häufige Störungen" rangieren ebenfalls hoch (17,19 % Störfaktor). Dies weist darauf hin, dass für Zahnarztpraxen die Erfahrung mit der Software (Bedienbarkeit, Stabilität) und die Zuverlässigkeit des Supports einen weitaus größeren Einfluss auf die Zufriedenheit haben als eine bloße Checkliste von Funktionen. Viele ältere, etablierte PVS mögen über Jahre hinweg einen umfangreichen Funktionsumfang angesammelt haben, doch wenn diese Funktionen schwer zugänglich sind, das System häufig abstürzt oder der Support nicht reagiert, sinkt der wahrgenommene Wert drastisch. Praxen sind bereit, für Leistung und Benutzerfreundlichkeit zu zahlen, auch wenn dies weniger Nischenfunktionen bedeutet. Dies deutet auf eine Reife der Nutzeranforderungen hin, die über die grundlegende Funktionalität hinausgeht und ein ganzheitliches Benutzererlebnis in den Vordergrund rückt.
6. Fazit und Handlungsempfehlungen
Dieser abschließende Abschnitt fasst die wichtigsten Ergebnisse bezüglich des deutschen Marktes für Zahnarztpraxissoftware zusammen und bietet umsetzbare Empfehlungen für Zahnarztpraxen und Softwareanbieter. Er synthetisiert die Erkenntnisse aus Marktanteilsdaten, Wachstumstrends, Kostenanalysen und Anwenderzufriedenheitsumfragen.
Zusammenfassung der Marktlage:
- Der deutsche Markt für Zahnarztpraxissoftware ist robust und wächst, angetrieben durch zunehmende Digitalisierung, eine alternde Bevölkerung und steigende Nachfrage nach zahnärztlicher Versorgung.
- Die Marktführerschaft in den Kernbereichen der Abrechnung (konservierend-chirurgisch) und spezialisierten Bereichen (Kieferorthopädie) konzentriert sich auf einige etablierte Akteure, insbesondere DS-WIN-PLUS (Dampsoft) und Z1 (CompuGroup Medical), wobei ivoris (Computer konkret) auch in der Kieferorthopädie prominent ist.
- Diese Marktanteile, obwohl signifikant, basieren auf KZBV-Daten von 2019/2020, was auf eine Verzögerung bei öffentlich verfügbaren, granulareren Marktinformationen hindeutet.
- Der Markt unterliegt einem signifikanten technologischen Wandel hin zu cloudbasierten Lösungen, die voraussichtlich der am schnellsten wachsende Bereitstellungsmodus sein werden und Vorteile wie Fernzugriff und Skalierbarkeit bieten.
- Trotz Marktwachstums und der Präsenz dominanter Akteure gibt es eine weit verbreitete Unzufriedenheit unter den Anwendern bezüglich ihrer aktuellen PVS, hauptsächlich aufgrund von Problemen mit Bedienbarkeit, Support und dem wahrgenommenen Preis-Leistungs-Verhältnis.
Handlungsempfehlungen für Zahnarztpraxen:
- Führen Sie eine umfassende Bedarfsanalyse durch: Bevor Sie Software in Betracht ziehen, analysieren Sie gründlich die spezifischen Arbeitsabläufe Ihrer Praxis, aktuelle Schwachstellen und zukünftige Wachstumspläne. Ein klares Verständnis Ihrer einzigartigen Anforderungen ist entscheidend für die Auswahl der passenden Lösung, da "die beste Software, die für alle passt, es nicht gibt".
- Priorisieren Sie Benutzerfreundlichkeit und robusten Support: Angesichts der Tatsache, dass schlechte Bedienbarkeit und unzureichender Support die größten Frustrationen darstellen, sollten Sie diese Faktoren bei der Bewertung priorisieren. Lassen Sie sich nicht allein von einer umfangreichen Funktionsliste beeinflussen; suchen Sie stattdessen intuitive Benutzeroberflächen und eine nachweisliche Erfolgsbilanz im reaktionsschnellen Kundenservice.
- Setzen Sie auf cloudbasierte Lösungen: Erkunden Sie aktiv cloudbasierte PVS-Optionen. Diese Lösungen entsprechen zukünftigen Markttrends, bieten verbesserte Flexibilität (z.B. Fernzugriff) und können die Belastung durch die lokale IT-Verwaltung reduzieren.
- Prüfen Sie den Wechselsupport gründlich: Wenn Sie einen Softwarewechsel in Betracht ziehen, bewerten Sie die Anbieter sorgfältig hinsichtlich ihres Migrationssupports, der Schulungsangebote und der Strategien zur Minimierung von Datenverlustängsten und Mitarbeiterwiderstand. Ein Anbieter, der einen reibungslosen Übergang gewährleistet, ist von unschätzbarem Wert.